Vorsicht vor Energie-Mogel-Häusern! Der Taschenspielertrick mit der KfW-Klassifizierung
Was ist eigentlich ein KfW-Effizienzhaus?
Früher nannte die KfW diese Häuser KfW-40 oder -60 Haus. Diese Bezeichnungen sind nicht mehr gültig. Hat sich etwas verändert im Gegensatz zur alten Bezeichnung? Leider nein. Es hat lediglich eine andere Namensgebung stattgefunden.
Zur Zeit (Anfang 2013) gibt es folgende Definitionen:
– KfW Effizienzhaus 70
– KfW Effizienzhaus 55
– KfW Effizienzhaus 40
Maßgebend ist der Jahresprimärenergiebedarf. Hier darf der Maximalwert eines Gebäudes z.B. für ein KfW-Effizienzhaus 70 maximal 70 Prozent des Wertes für das Referenzgebäude nach EnEV2009 betragen. Und der Transmissionswärmeverlust darf max. 85% des Wertes für das Referenzgebäude nach EnEV2009 betragen. Bei einem KfW Effizienzhaus 55 sind es analog nur 55 Prozent, bei KfW 40 nur 40 Prozent des Primärenergiebedarfes des Referenzhauses nach EnEV2009, die ihr Neubau verbrauchen darf.
Jedoch werden Sie auch nach langer Suche im Internet keine wirklich brauchbare Aussage darüber finden können, was Ihr zukünftiges Haus dann tatsächlich an Heizkosten verursacht, ganz egal nach welchem Standard sie bauen möchten. Die Einstufung nach KfW70, 55 oder 40 sind rein rechnerische Einstufungen, die in der Praxis maßgeblich durch die Wahl des Heizungssystems erreicht werden.
Zur Ermittlung des Primärenergiebedarfs wird nämlich der Energiebedarf eines Gebäudes mit dem Primärenergiefaktor multipliziert. Bei Holzpellets beträgt dieser Faktor 0,2, bei Heizöl und Gas 1,1, bei Strom etwa 3. Das bedeutet: Ein mit Holz beheiztes Haus hat einen viel niedrigeren Primärenergiebedarf als eines, das mit Öl oder gar mit Strom beheizt wird – das sagt jedoch rein gar nichts über den tatsächlichen Heizbedarf aus, denn das Wort Primärenergiebedarf kann für den Bauherren einwenig verwirrend sein. Mit Primärenergie sind hauptsächlich fossile Brennstoffe wie Gas, Kohle und Öl gemeint.
Nochmal im Klartext: die KfW Einstufung eines Hauses bedeutet nicht, dass das Haus tatsächlich weniger Energie verbraucht, sondern dass lediglich der Verbrauch an Primärenergie (Öl, Kohle oder Gas) geringer ist. In der Praxis werden diese KfW Werte erreicht, indem anstatt einer Gastherme oder einer Ölheizung eben Pellets verheizt werden oder eine Wärmepumpe mit Strom betrieben wird. Da Pellets über einen günstigeren Primärenergiefaktor verfügen, ist das Haus ein KfW Effizienzhaus 70, 55 oder gar 40, der tatsächliche Heizbedarf und damit auch die Heizkosten bleiben aber gleich – oder liegen sogar viel höher!
Hier liegt erhebliches Potenzial für Energie-Mogel-Häuser. Indem Häuser mit Wärmepumpe oder Pelletsheizung konzipiert werden, wird der Primärenergiebedarf rein rechnerisch geringer – denn man heizt ja Holzpellets (Primärenergiefaktor 0,2) anstatt Gas (Primärenergiefaktor 1,1). Auf dem Papier erhalten Sie dann ein „Niedrigenergiehaus“ der EnEV-Klassifizierung KfW Effizienzhaus 70, 55 oder gar 40 – tatsächlich kann damit aber am Wandaufbau, den Fenstern oder der Dach- und Bodenplattendämmung so massiv gespart werden, dass trotz schlechterer Dämmung des Hauses dennoch die KfW-Einstufung erhalten bleibt. Unter dem Strich kann ein KfW Effizienzhaus 40 damit unter Umständen tatsächlich mehr Energiekosten verursachen als ein Haus ohne KfW-Einstufung.
Im Endeffekt glaubt der Bauherr so, ein „Niedrigenergiehaus“ gebaut zu haben und wundert sich aber im Nachhinein über den immensen Verbrauch an Pellets um seine „Bude“ warm zu kriegen. Wie kann das sein?
Der Bauherr hat sich in diesem Fall von der KfW-Einstufung blenden lassen. Die KfW-Einstufung des Hauses sagt prinzipiell nichts über den tatsächlichen Bedarf an Heizwärme aus, lediglich über seinen Bedarf an „Primärenergie“. Da jedoch auch Holzpellets und Strom langfristig permanent teurer werden, kann es finanziell sehr gefährlich sein, sich vom KfW-Signet täuschen zu lassen.
Der sicherste Weg, ein schlüsselfertiges Haus zu bauen welches tatsächlich kaum oder gar keine Energiekosten verursacht, ist der Bau eines energetisch absolut hochwertig gedämmten Hauses (bei uns selbstverständlicher Standard) oder eines Passiv-, Nullenergie oder gar Plusenergiehauses. Dies ist heutzutage ohne weiteres möglich und wir beraten Sie dazu gerne!